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Intervalle bestimmen, hören und spielen
Wäre Musik ein Ozean, dann wäre jedes Intervall ein Navigationsstern über diesem musikalischen Meer.
Zugegeben, der Satz kam jetzt ziemlich philosophisch daher. Gib mir bitte noch eine Chance. Ich werde jetzt deutlicher.
Intervalle leiten Dich über Deine Klaviatur. Sie geben Dir Halt in jedem Song. Und sie sind die Basis für zahlreiche Tonkombinationen und Akkorde. Du musst sie verstehen können, um das Klavierspielen zu lernen. Findest Du nicht auch, dass alleine diese Fakten dafür sprechen, sich mit Intervallen zu beschäftigen? Du nickst? Perfekt. Dann legen wir auch gleich schon los.
Gordon November
Gordon November
Navigation
Nachdem Du diesen Beitrag gelesen hast, weißt Du:
- was ein Intervall ist.
- welche Intervalle es gibt.
- wie Du jedes Intervall am Klavier bestimmst.
- wie Du jedes Intervall alleine durch’s Hören erkennst.
Na dann. Lass uns in den Himmel schauen und die musikalischen ‚Navigationssterne‘ genauer betrachten.
Was ist ein Intervall?
Wir sprechen von einem Intervall, wenn zwei Töne gleichzeitig oder nacheinander gespielt werden und wir den Abstand der beiden Töne zueinander benennen möchten. Ein Intervall ist also immer ein Abstand zwischen zwei Tönen.
Warum sind Intervalle wichtig?
Zugegeben – Intervalle sind Musiktheorie. Und Musiktheorie ist trocken. Doch ein der Blick auf den Abstand zwischen zwei Tönen bringt Dir unfassbar viel. Mit der Hilfe von Intervallen wirst Du am Klavier viel besser improvisieren können. Und das hilft Dir dabei, Dich von Noten zu lösen und frei zu spielen.
Meine liebste Form des Musizierens. Wenn Du Intervallen eine Chance gibst und sie verstehen lernst, wirst Du schon bald eigeständig Akkorde bilden und Songs nach Gehör spielen können. Kling doch mega, oder? Also, rein in die Intervallflut. Lass‘ uns direkt mit einer ersten Übung loslegen.
Den Abstand zwischen zwei Tönen bestimmen
Übung: Lass uns gemeinsam Intervalle bestimmen. Hier eine Übung, die Du direkt auf dem Klavier mitspielen kannst. Und mit der Du sofort alle wichtigen Intervalle kennen lernst.
Erinnere Dich an die C-Dur Tonleiter. Auf dieser Tonleiter können wir fast jedes erdenkliche Intervall bauen.
Erste Stufe: C + C = Prime (Nicht wundern: auf dem Klavier ist es nicht möglich, C und C gleichzeitig zu spielen)
Zweite Stufe: C + D = Sekunde
Dritte Stufe: C + E = Terz
Vierte Stufe: C + F = Quarte
Fünfte Stufe: C + G = Quinte
Sechste Stufe: C + A = Sexte
Siebte Stufe: C + H = Septime
Achte Stufe: C + C = Oktave (nicht der identische Ton sondern das nächste C obendrüber)
9-Ton-Abstand: C + D = None (übernächstes D)
10-Ton-Abstand: C + E = Dezime (übernächstes E)
Wir könnten diese Liste noch weiter fortsetzen. Aber es reicht aus, wenn Du die Intervalle bis zur Oktave kennst.
„Intervalle sind insbesondere für das intuitive Klavierspiel ein echter Mehrwert. Intervalle helfen Dir dabei, Melodien zu identifizieren, unterstützen Dich bei Akkordwechseln und machen Dich zum Profi in der Improvisation.“
Spiele Klavier nach Intuition
Intervalle Feinbestimmung: Halbtonschritte und Co.
Bei all den Intervallen, die Du gerade auf der C-Dur Tonleiter gespielt hast, kamen keine schwarzen Tasten zum Einsatz. Wir haben ausschließlich natürliche Intervalle gespielt! Doch es gibt auch noch andere Intervalle. Welche das sind, erfährst Du jetzt.
Erinnere Dich an die Sekunde (C + D) zurück. Doch was für ein Intervall haben wir, wenn wir nur einen Halbtonschritt spielen? Also etwa C und Cis/Des gemeinsam. Dann handelt es sich um eine kleine Sekunde. C + D sind dagegen eine große Sekunde.
Gleiches Spiel bei der Terz. C + E gemeinsam gespielt sind eine große Terz. C + Es gemeinsam gespielt sind eine kleine Terz.
„Ein Moll-Dreiklang setzt sich immer aus einer kleinen Terz unten und einer großen Terz oben zusammen. Etwa C + Es + G. Unten eine große Terz und oben eine kleine Terz (C + E + G) ist dagegen ein Dur-Dreiklang.“
Das Spiel könntest Du jetzt so weiterspielen. Aber Vorsicht: Es gibt keine große und kleine Quarte. Stattdessen reden wir von Quarte (C + F) sowie übermäßiger Quarte (C + Ges).
„Die übermäßige Quarte (oder auch verminderte Quinte) wird auch Tritonus genannt. Tritonus = drei Ganztöne. Mehr dazu erfährst Du in meinem Blogbeitrag zu Ganz- und Halbtönen.“
Spielen wir eine große Sexte (C + A) und gehen vom A einen Halbtonschritt nach unten (C + As) handelt es sich um eine kleine Sexte.
Große Sexte = Dur-Dreiklang (zum Beispiel C + F + A)
Kleine Sexte = Moll-Dreiklang (zum Beispiel C + F + As)
Und so geht es weiter mit großer und kleiner Septime etc.
Intervalle bestimmen: Eine Übersicht
Mit Intervallen navigierst Du Dich sicher durch die Musik. Trotz fehlender Noten.
Hier alle Intervalle auf einen Blick:
Kleine Sekunde, Große Sekunde
Kleine Terz, Große Terz
Quarte, Übermäßige Quarte (Tritonus)
Meistere Tonarten ohne Noten
Mit dem neuen Turbo-Training bist Du innerhalb weniger Wochen fit in jeder Tonart.
(keine Noten-Kenntnisse nötig)
Quinte
Kleine Sexte, Große Sexte
Kleine Septime, Große Septime
Oktave
Du möchtest jedes Intervall hören können? Ich verrate Dir wie!
Wenn Du bis hierhin durchgehalten – äääh – gelesen hast, dann kannst Du jetzt alle gängigen Intervalle auf Deiner Klaviatur erkennen und benennen. Wie wäre es aber, wenn Du Intervalle sogar hören könntest? Das geht – und bringt Dich dem intuitiven Klavierspiel ein ganzes Stück näher.
Wie erkennst Du nun die einzelnen Intervalle nur mit Deinen Ohren?
Zunächst einmal: Intervalle können Dir auf unterschiedliche Weise begegnen. Manchmal werden die Töne eines Intervalls zeitgleich gespielt. Manchmal nacheinander.
Ich persönlich empfinde es als deutlich einfacher, Intervalle zu erkennen, die nacheinander gespielt werden. Gerade wenn Du erst mit der Gehörbildung startest. Also lass uns einen Blick auf Intervalle werfen, die nacheinander gespielt werden.
Nacheinander (sukzessiv) gespieltes Intervall
Vorab: Wenn nur zwei Töne gespielt werden, kannst Du nicht zwischen Intervallen mit der gleichen Anzahl an Halbtonschritten unterscheiden. Eine kleine Terz klingt also genauso wie eine übermäßige Sekunde.
Fies, oder? Naja, eigentlich nicht. Denn dieser Fakt macht es Dir sogar leichter. Denn: Du musst nicht alle Intervalle hören können. Nur die, die eine unterschiedliche Anzahl an Halbtonschritten voneinander entfernt liegen.
Ok, Du sitzt auf glühenden Kohlen und willst endlich wissen, wie Du Intervalle hören kannst? Dann geht es jetzt zur ersten Übung.
Übung 1: Intervall hören
Ein Geheimnis vorweg: Du kannst bereits Intervalle hören! Jetzt guckst Du verdutzt, oder? Ist aber so. Mit jedem Lied, das Du pfeifen oder singen kannst, beherrschst Du die darin vorkommenden Intervalle. Und das nutzen wir jetzt, um Dich zum Intervall-Hör-Profi zu machen.
Denk einmal an das bekannte Kinderlied Bruder Jakob. Singe oder pfeife einmal die ersten vier Töne dieses Lieds.
Und jetzt kommt’s. Die ersten beiden Töne dieses Songs sind eine große Sekunde. Also die beiden Töne, zu denen Du Bru-der singst.
Mein Tipp: Lerne Intervalle, in dem Du zu jedem Intervall einen passenden Liedanfang kennst.
Der Anfang von Bruder Jakob entspricht also einer großen Sekunde.
Jetzt möchte ich Dir zeigen, wie Du alle Intervalle mit der Liedtechnik erkennst.
Intervall Bestimmung: So hörst Du jeden Tonabstand
Lass uns mit dem kleinsten Intervall – der reinen Prime – beginnen. Die erkennst Du easy. Sie ist einfach zwei Mal der gleiche Ton.
Reine Prime = zwei Mal gleicher Ton
Als nächstes schauen wir uns die kleine Sekunde an. Die findest Du etwa am Anfang des Lieds Kommt ein Vogel geflogen. Also
Kleine Sekunde = Kommt ein…
Die große Sekunde hast Du bereits kennen gelernt. Sie kommt am Anfang des Lieds Bruder Jakob vor.
Große Sekunde = Bru-der
Die kleine Terz kommt direkt am Anfang des Kinderlieds Die Vogelhochzeit vor.
Kleine Terz = Ein Vo-
Auf zum Intervall große Terz. Das begegnet Dir beim Lied Alle Vögel sind schon da
Große Terz = Al-le
Achtung, es wird weihnachtlich. Beim Lied Oh Tannenbaum sind die ersten beiden Töne eine reine Quarte.
Reine Quarte = O Ta-
Die übermäßige Quarte – das Intervall, das Dir häufig auch unter dem Namen Tritonus begegnet – ist in Liedanfängen sehr selten zu finden. Wenn Du sie auf dem Klavier spielst, kannst Du Dir auch denken, wieso. Sie klingt nicht besonders schön.
Und doch gibt es eine Melodie, die mit einer übermäßigen Quarte beginnt. Kennst Du Die Simpsons? Am Anfang jeder Folge singt ein Chor den Namen der berühmten gelben Familie. Die ersten beiden Töne entsprechen tatsächlich dem Intervall übermäßige Quarte.
Übermäßige Quarte = Die Simp-
Ab zur reinen Quinte – dem Intervall mit drei ganzen Tönen und einem Halbton Abstand. Sie kommt am Anfang des Weihnachtslieds Morgen kommt der Weihnachtsmann vor. Doch Vorsicht: Die ersten beiden Töne dieses Lieds sind identisch – also eine reine Prime. Erst danach folgt das Intervall reine Quinte.
Reine Quinte = -gen kommt
Die keine Sexte ist ein Intervall, das – wie die übermäßige Quarte auch – eher selten zu Beginn eines Lieds vorkommt. Aber: Wer suchet, der findet. Die ersten beiden Töne des Songs When Israel was in Egypts land entsprechen genau dem Abstand einer kleinen Sexte.
Kleine Sexte = When Is-
Auf zur großen Sexte. Das Intervall mit neun halben Tönen Abstand ist direkt am Liedanfang von My Bonnie is Over the Ocean zu finden.
Große Sexte = My Bon-
Eine kleine Septime sind etwa die ersten beiden Töne der Melodie von Somewhere aus dem wunderschönen Musical West Side Story.
Kleine Septime = There’s a
Puh, fast geschafft. Nur noch zwei Intervalle to go. Was kommt jetzt? Du weißt es. Genau – die große Septime. Die kommt direkt am Anfang des Refrains des Songs Take on me von a-ha vor.
Große Septime = Take on
Last but not lease die reine Oktave. Sie kommt besonders markant am Anfang des Lieds Somewhere over the Rainbow vor.
Reine Oktave = Some-where
Jetzt bist Du Intervall Profi
Ganz ehrlich: Wenn Du bist hierhin durchgehalten hast, kann ich nur meinen Hut vor Dir ziehen. Du meinst es wirklich ernst. Du willst Intervalle verstehen und hören können. Und das kannst Du jetzt auch. Du kennst den Abstand zwischen den Tönen aller Intervalle. Du kennst Songs, mit deren Hilfe Du Intervalle hören kannst. Und Du weißt nun, wie der Abstand zwischen zwei Noten in der Musik eingesetzt wird.
Wozu das Ganze? Wir bereits zu Anfang erwähnt: Mit Intervallen navigierst Du Dich sicher durch die Musik. Durch jeden Song. Durch jedes Stück. Trotz fehlender Noten. Das heißt für Dich: dieses große Stück Musiktheorie macht Dich frei von den Vorgaben anderer. Mit der Hilfe von Intervallen lernst Du, intuitiv Klavier zu spielen. Und machst vielleicht schon bald Deine eigene Musik.
Hier noch mal alle Intervalle auf einen Blick:
- Kleine Sekunde, Große Sekunde
- Kleine Terz, Große Terz
- Quarte, Übermäßige Quarte (Tritonus)
- Quinte
- Kleine Sexte, Große Sexte
- Kleine Septime, Große Septime
- Oktave
Jetzt bist Du bereit, intuitiv Klavier zu spielen. Das heißt, ganz ohne Noten Dein eigener Maestro am Klavier zu sein. Wie Du das anstellst? Das zeige ich Dir in der Masterclass Intuition – meinem Kurs für Menschen aller Altersklassen, die intuitiv musizieren möchten. Wir nennen uns selbst Intuinauten und würden uns freuen, wenn Du auch einer wirst. Wie wäre es mit einem kostenfreien Start? Den bekommt Du hier:
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